Unser Gewächshaus

Die Ursprünge des Gewächshauses reichen fast 2000 Jahre zurück. Der römische Landwirtschaftsautor Lucius Iunius Moderatus Columella brachte bereits im ersten Jahrhundert nach Christus ein 12-bandiges Buch über Landwirtschaft und Gartenbau mit dem Titel „De re rustica“ heraus. In diesem empfiehlt er die Zucht von Pflanzen in rollbaren Gefäßen sowie unter Glasscheiben. So seien die empfindlichen Pflanzen vor Witterung und niedrigen Temperaturen geschützt. Mit diesem Gedanken ist das Fundament für die Entwicklung des Gewächshauses gelegt. Ein Treibhaus muss also zwei entscheidende Kriterien erfüllen: lichtdurchlässig sowie Pflanzen vor äußeren Einflüssen schützen.

Genau diese beiden Eigenschaften erfüllt selbstverständlich auch unser im Oktober fertiggestelltes Gewächshaus mit fast 9.000 Quadratmetern. Bei unseren täglichen Rundgängen kommen wir in dem 56 Meter langen und fast 26 Meter breiten Bau auf 175 Meter Wegstrecke. Dabei prüfen wir, wie weit die Samenkapseln der Zuchtpflanzen sind, nehmen die zuvor in Bechern auf sterilem Nährboden gekeimten und danach auspikierten Zöglinge sowie die bereits eingetopften Jungpflanzen in Augenschein.

Doch unser Neubau, mit Stellflächen für 290.000 Topfpflanzen und weiterem Platz für Junggewächse, erfüllt über die Ansprüche des Jahres 70n Chr. hinaus auch die richtungweisenden Ambitionen von 2020 – und da wird die Latte der ressourcenschonenden Energieeffizienz maßgebend nach ganz oben gelegt.

Mit dem Bau unseres Niedrigenergiegewächshauses – dem ersten in Deutschland – basierend auf der Technologie eines Forschungsprojekts der Hochschule Osnabrück sparen wir zwischen 65 und 75 Prozent Energie gegenüber einem Standardgewächshaus ein. Erreicht wird diese Energieeinsparung durch Doppelverglasung mit vier Millimeter dicken und beschichteten Wärmeschutzisoliergläsern, gefüllt mit Argon-Gas. Ein Computer und Sensoren steuern das Klima. Je nach Temperatur-Bedarf fährt der Energieschirm unter dem Dach aus, die Fenster werden zur Lüftung gekippt und die Nebelanlage zur Kühlung gestartet. Über ein an die Heizanlage angeschlossenes Hackschnitzelheizwerk mit regenerativem Hackgut als biogenem Festbrennstoff wird die benötigte Wärme gespendet. Bewässert werden die einzelnen Orchideen jeweils über eine Tröpfchenbewässerung, die Luftfeuchtigkeit wird konstant auf 60 bis 80 Prozent geregelt. Auch an dieser Stelle haben wir eine optimal-ressourcenschonende Ausstattung in Form eines Regensilos, welches 500.000 Liter Wasser fassen kann, eingebunden.

Unser Gewächshaus ist in acht Abteilungen gegliedert. So ist eine Differenzierung für die verschiedenen Ansprüche der einzelnen Wachstumsphasen der Orchideen gewährleistet. Für getopfte Paphiopedilum sind Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad optimal. Jüngere Frauenschuh-Exemplare benötigen eine höhere Wärmezufuhr. Unseren Hybriden stehen sieben separate Bezirke zur Verfügung. Einen achten nutzen wir als Arbeitsraum, um Ware für den Versand zu verpacken und das Steuerungselement unterzubringen.

Dank der minimalen Lichtreduzierung durch die Beschichtung des Wärmeisolierglases fühlen sich die tropischen Pflanzen in unserem regenerativen Neubau besonders wohl – und das zeigen sie durch eine kompakte Wuchsform und einladende Blätter.

Die Erweiterung des Neubaus wurde von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen des Bundesprogramms zur Steigerung der Energieeffizienz gefördert.